Leben nach dem Tod
mementomori-frau-mit-kopf
  • Leben nach dem Tod

Sterbebett-Visionen

Sterbebett-Vision
Ist der Blick ins Jenseits auf dem Sterbebett wirklich nur Phantasie?

Buchempfehlung:
Zusammen im Licht: Was Angehörige mit Sterbenden erleben

Sterbebett-Visionen sind Erlebnisse des Sterbenden, die kurz vor dem Tod auftreten und vermutlich auf außersinnlicher Wahrnehmung beruhen. Typisch für die Inhalte dieser Visionen sind Erscheinungen von verstorbenen Verwandten und Freunden oder auch religiöse und mythologische Figuren. Die Sterbenden sehen überirdische Welten, die sich durch Licht, Schönheit und intensive Farben auszeichnen. Diese Erfahrungen sind in der Regel verbunden mit dem Auftreten von Heiterkeit, Frieden, freudiger Erregung und religiösem Empfinden.

Visionen auf dem Sterbebett hat es schon immer gegeben, man findet sie in Biographien und in der Literatur eines jeden Zeitalters. Eine systematische Erforschung dieser Phänomene fand jedoch erstmals durch den Professor der Physik Sir William Barrett in Dublin statt. Hintergrund war eine Begebenheit, die in der Nacht vom 12. Januar 1924 stattfand:

Barretts Frau, eine auf Geburtshilfe spezialisierte Ärztin, eilte aufgeregt vom Krankenhaus nach Hause, um ihrem Mann von einem Fall zu erzählen, in den sie verwickelt worden war. Sie war zu einer Entbindung einer gewissen Doris gerufen worden, welche im Sterben lag, obwohl ihr Baby wohlauf war. Lady Barrett schilderte die Situation folgendermaßen:

„Plötzlich sah Doris aufgeregt in eine Ecke des Zimmers, während ein strahlendes Lächeln ihren Gesichtsausdruck erhellte. "Oh, wie schön, wie schön“, sagte sie. „Was ist schön?“ fragte ich sie. „Das, was ich sehe“, erwiderte sie in verhaltenem, leidenschaftlichen Ton. „Was sehen Sie?“ „Eine wunderschöne Helligkeit – allerliebste Geschöpfe.“ Es ist schwer, den Eindruck der Wirklichkeit zu beschreiben, die bei ihr durch die starke Versenkung in die Vision hervorgerufen wurde. Dann, während sie ihre Aufmerksamkeit noch intensiver einem bestimmten Punkt zuwandte, stieß sie eine Art fast glücklichen Schrei aus und rief: „Wirklich, es ist mein Vater! Oh, er ist so froh, dass ich komme, er ist so froh. Wie schön wäre es, wenn W. (ihr Mann) auch käme.“ Ihr Säugling wurde gebracht, damit sie ihn sehen konnte. Sie betrachtete ihn aufmerksam und sagte dann: „Glauben Sie, dass ich um des Babys willen bleiben sollte?“ Dann wandte sie sich wieder der Vision zu und sagte: „Ich kann nicht, ich kann nicht bleiben; wenn du sehen könntest, was ich mache, würdest du wissen, dass ich nicht bleiben kann.“

Offenbar „sah“ die junge Frau etwas so Reales, so Befriedigendes, so Wertvolles, dass sie ihr Leben und ihr eigenes Kind aufgeben wollte.

Aber dann wandte sie sich ihrem Mann zu, der hereingekommen war, und sagte: "Du wirst das Baby niemandem überlassen, der es nicht liebt, nicht wahr?“ Dann schob sie ihn sanft beiseite und sagte: „Lass mich das liebliche Licht sehen.“

Konnte dies alles lediglich die Erfüllung eines Wunschdenkens in Form einer Halluzination gewesen sein? Barrett erwog eine derartige Erklärung, verwarf sie jedoch, da unter den Erscheinungen der Toten jemand gewesen war, den Doris nicht zu sehen erwartet hatte. Ihre Schwester Vida war drei Wochen zuvor gestorben. Doris war jedoch wegen ihres angegriffenen Gesundheitszustandes nicht davon unterrichtet worden. Aus diesem Grunde war Doris ein wenig verwundert, als das Folgende geschah.

Sie sagte zu ihrem Vater: „Ich komme“, während sie sich gleichzeitig zu mir umwandte, indem sie sprach: „Oh, er ist so nah.“ Wieder mit dem Blick auf die gleiche Stelle sagte sie mit einem ziemlich verwunderten Gesichtsausdruck: „Er hat Vida bei sich“, und, indem sie sich wieder mir zuwandte, bemerkte sie: „Vida ist bei ihm.“ Schließlich sagte sie: „Du möchtest mich wirklich bei dir haben, Vater? Ich komme.“

Barrett war derartig beeindruckt von der Erscheinung Vidas, dass er seitdem alle Fälle sammelte, derer er habhaft wurde und sie in dem Büchlein „Death-bed Visions“ (1926) darstellte.

Einen ähnlichen Fall schilderte die bekannte Schweizer Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross. Sie gilt als Pionierin auf dem Gebiet der Sterbeforschung und begleitete tausende Patienten. Sie berichtete von einem Jungen, der starb.

„Ja, jetzt ist alles gut. Mami und Peter warten schon auf mich“, sagte er. Mit einem zufriedenen, leisen Lächeln glitt er in das Koma zurück und starb wenig später.

Seine Mutter war am Unfallort gestorben, Peter jedoch nicht. Dieser war mit starken Verbrennungen in eine Spezialstation eines anderen Krankenhauses gebracht worden, weil das Auto Feuer fing, bevor man ihn aus dem Wrack befreien konnte. Elisabeth Kübler-Ross beschloss, später nach Peter zu sehen.

Kurze Zeit später jedoch erreichte sie ein Anruf aus der anderen Klinik, um sie zu informieren, dass Peter vor einigen Minuten gestorben war.

In dem Buch „Der Tod – ein neuer Anfang“ schildern die Psychologen Dr. Karlis Osis und Dr. Erlendur Haraldsson die Ergebnisse einer mehrjährigen Studie über Sterbebettvisionen in Amerika und Indien. Die wissenschaftliche Auswertung von über 1000 Fällen sollte Aufschluss darüber geben, was todkranke Patienten vor ihrem Tod „sahen“ und ob sich diese Visionen kulturübergreifend voneinander unterscheiden. Für diese Studie befragte man die behandelnden Ärzte und Krankenschwestern, denen die Sterbenden ihre Visionen mitteilten.

Folgender Fall kann als typisch für andere Fälle angesehen werden:

„Eine siebzigjährige Patientin hatte ihren verstorbenen Ehemann schon mehrere Male gesehen, als sie schließlich ihren eigenen Tod ankündigte. Sie sagte, dass ihr Mann am Fenster erschienen sei und ihr bedeutet hätte, aus dem Haus herauszukommen. Der Grund für seine Besuche war, dass sie sich ihm anschließen sollte. Zu diesem Zeitpunkt waren ihre Tochter und ihre Verwandten bei ihr. Sie holte ihre Sterbekleidung aus dem Schrank, legte sich für ein Nickerchen hin und verschied eine Stunde später. Sie schien ruhig in ihren Tod ergeben und wollte auch wirklich sterben. Sie hatte nie von ihrem bevorstehenden Ende gesprochen, ehe sie die Erscheinung ihres Mannes gehabt hatte. Ihr Arzt war dermaßen über ihren plötzlichen Tod, für den es keine ausreichende medizinische Erklärung gab, überrascht, dass er überprüfte, ob sie sich nicht selbst vergiftet hatte. Dies bestätigte sich jedoch nicht.“

Im Lauf der weiteren Forschungen stieß man immer wieder auf Berichte, die von einem plötzlichen Aufschwung der Gemütsverfassung kurz vor dem Tod sprechen. „Sie fangen an zu strahlen“, wird häufig berichtet. Andere sagen: „Unerklärlicher Friede und Heiterkeit überkommen sie“. Die inneren Wandlungen bei den Patienten sind oft so tiefgehend, dass sie die medizinischen Beobachter sehr beeindrucken.

Ein 60jähriger Geschäftsmann mit College-Bildung litt an einer tödlichen Infektion. Als die Erscheinung kam, wandelte sich sein Schmerz in Heiterkeit. Die Krankenschwester berichtete: „Es war ein Erlebnis, wie wenn er jemandem begegnete, den er sehr liebte. Er lächelte, richtete sich auf und streckte die Hände aus. Sein Gesichtsausdruck war voller Freude. Ich fragte ihn, was er sah. Er sagte, seine Frau stünde gerade dort und warte auf ihn. Es sah so aus, als ob dort ein Fluss wäre und sie auf der anderen Seite stehen und auf ihn warten würde. Er wurde sehr ruhig und friedlich – eine Heiterkeit religiöser Art. Er hatte auch keine Furcht mehr und starb einen sehr friedvollen Tod.

Ein 69 Jahre alter Schlaganfall-Patient war teilweise gelähmt und depressiv. Plötzlich begann sein Gesicht zu strahlen. Der Schmerz war weg, er lächelte. Bis dahin hatte er keine Fröhlichkeit gezeigt. Er sagte: „Wie schön“, als ob er etwas sah, was wir nicht sehen konnten. Und darauf: „Kein Körper, keine Welt; Blumen, Licht und meine Mary (verstorbene Ehefrau).“ Er war von allem befreit und friedvoll, sank in ein Koma und starb kurz danach.

Eine Frau von etwa 70 Jahren, die an einer Lungenentzündung litt, war halb invalide und hatte ein schmerzvolles, unglückliches Leben hinter sich. Ihr Gesicht wurde plötzlich so heiter, als ob sie etwas Wunderschönes gesehen hätte. Es war geradezu durchdringend erleuchtet in einem unbeschreiblichen Lächeln. Die Züge in diesem alten Gesicht waren fast schön zu nennen. Die Erklärung der Krankenschwester war, dass sie eine Vision gehabt haben musste. Die Heiterkeit dauerte an bis zu ihrem Tode eine Stunde später.

Ein Arzt aus Boston wurde zu einem seiner Patienten gerufen, dessen Herz plötzlich zu schlagen aufgehört hatte. Der Patient wurde unter großen Anstrengungen und durch die Verwendung moderner Wiederbelebungstechniken ins Leben zurückgerufen. Natürlich erwartete der Arzt, dass der Zurückgeholte für das neu geschenkte Leben dankbar sein würde. Statt dessen öffnete er die Augen und machte dem Arzt ärgerlich Vorwürfe, indem er sagte: „Warum haben Sie mich zurückgeholt, Doktor? Es war so schön!“

Dieses Verhalten zeigte sich auch bei anderen Patienten immer wieder. Offenbar war die Sterbeerfahrung so beglückend, dass sie den stärksten Instinkt aufwog, den wir vermutlich haben: den Willen zu leben.

Ein weiteres Beispiel. Ein sterbendes, sechzehnjähriges amerikanisches Mädchen war soeben aus dem Koma erwacht. Ihr Bewusstsein war äußerst klar, als sie folgendes zu dem Arzt sagte: „Ich kann nicht aufstehen“, sie öffnete die Augen. Ich half ihr ein wenig auf, und sie sagte: „Ich sehe ihn – ich sehe ihn – ich komme“. Sie starb unmittelbar danach mit strahlendem Gesicht, voll Freude und geradezu frohlockend.

Was könnte ein sechzehnjähriges Mädchen, das im Begriff ist, ein noch nicht gelebtes Leben aufzugeben, „frohlockend“ und „strahlend“ machen? Die Tatsache, dass ihr nur so wenige Jahre geschenkt waren, schien für sie keine Rolle zu spielen. Der flüchtige Blick in die Wirklichkeit der „anderen Welt“ genügte, um unbedingt dort hin zu wollen.

Es stellt sich die Frage, ob diese Erscheinungen real sind. Das heißt, werden sie auf dem Wege einer echten, außersinnlichen Wahrnehmung oder lediglich aufgrund der gestörten Abläufe im Gehirn der Sterbenden halluziniert?

Dieser Frage war ein Großteil der Auswertungen der Daten gewidmet. Es zeigte sich, dass ein vorhandenes Delirium nicht die Grundlage für die Art der typischen Erscheinungen war. Halluzinationen bei Patienten mit Geisteskrankheit oder Gehirnschädigung waren unzusammenhängender und wirrer als bei den Visionen der Sterbenden ohne halluzinogene Krankheiten und hatten meistens diesseitsbezogene Inhalte. Hohes Fieber und Morphiumähnliche Beruhigungsmittel erhöhten die Häufigkeit von jenseitigen Erscheinungen nicht, im Gegenteil. Patienten hatten häufiger Erscheinungen, wenn sie bei vollem Bewusstsein sind, eine klare Wahrnehmung haben und die Fähigkeit, auf ihre Umgebung zu reagieren. Man weiß, dass Drogen oder Beruhigungsmittel Halluzinationen auslösen können. 80 Prozent der Patienten im Endstadium mit Visionen standen jedoch überhaupt nicht unter Einfluss solcher Medikamente. Von den restlichen 20 Prozent standen 11 % nur leicht unter Beruhigungsmitteln. Auch hohes Fieber kann Halluzinationen verursachen, worunter jedoch nur 8 % litten.

Nach gründlicher Analyse aller Faktoren kamen die Forscher zu dem Schluss, dass die Visionen nicht durch medizinische Bedingungen beeinflusst wurden.

Manche Erlebnisse waren oft auch für das beteiligte Pflegepersonal eine aufwühlende Erfahrung. Eine neunundsechszigjährige Frau war im Begriff, an Krebs zu sterben. Die Krankenschwester erzählte: Mit einer sehr sanften Stimme, mit einem Lächeln auf dem Gesicht, führte sie eine zärtliche Unterhaltung darüber, wie sehr sie ihren Mann liebte, wie sehr sie ihn vermisst hatte und wie bestimmt sie wusste, dass sie ihm nachfolgen würde. Sie sagte: „Es wird jetzt nicht mehr lange dauern, bis ich bei dir bin.“ Und indem sie die Arme ausstreckte, als ob sie seine Hand fühlte: „Du siehst gesund und wohlbehalten aus.“

Die Krankenschwester erzählte von den Gefühlen, die sie dabei hatte: „Es war eine schreckliche Erfahrung. Mein Glaube ist nicht sehr stark, aber wenn ich jemanden sehe, bei dem ich absolut sicher bin, dass Drogen keine Rolle gespielt haben – da muss etwas dran gewesen sein. Ihr Gesichtsausdruck war … ich wünschte, ich hätte eine Kamera gehabt. Aus ihrem Gesicht waren alle Runzeln verschwunden. Sie lächelte, war heiter und schien keine Beschwerden zu haben.“ Eine andere Krankenschwester sagte: „Es war irgendwie unheimlich.“

Ein zweieinhalb Jahre alter Junge lag im Sterben. Der Arzt berichtete: "Er lag sehr ruhig da. Dann richtete er sich plötzlich auf, streckte seine Arme aus und sagte: Mama." Die Mutter des Kindes war gestorben, als es zwei Jahre alt gewesen war. Außerdem zeigte es vor dem beschrieben Ereignis nie ein ähnliches Verhalten, das heißt erst in den Augenblicken vor dem Tod.

Ein elfjähriges Mädchen war schwer herzkrank und war wieder in einer schlimmen Phase, als sie berichtete, dass sie ihre Mutter in einem hübschen weißen Kleid sah und dass ihre Mutter gerade so ein Kleid für sie hatte. Sie war sehr glücklich, lächelte und bat den Arzt, sie aufstehen und dort hinübergehen zu lassen. Ihre Mutter war bereit, sie mit auf die Reise zu nehmen. Die Vision dauerte eine halbe Stunde, vier Stunden später starb sie in einem heiteren und friedvollen Zustand.

Interessant an diesem Fall ist, dass das Mädchen seine Mutter nie gekannt hatte, da diese bei seiner Geburt starb. So konnte das Mädchen nie eine gefühlsmäßige Beziehung zur Mutter aufbauen. Trotzdem war sie zum Zeitpunkt des Todes bei ihr.

Üblicherweise widersprechen Mediziner der Erklärung, dass die beschriebenen Erscheinungen die Ursache für das bei Sterbepatienten auftretende Gefühl von Frieden und Heiterkeit seien. Vielmehr seien die Resignation der Patienten und ihre Akzeptanz in die Unausweichlichkeit des Todes verantwortlich. Dem widerspricht die Tatsache, dass die Patienten von ihrem bevorstehenden Tod oftmals gar nicht überzeugt waren, wie folgender Fall zeigt:

Eine Krankenschwester berichtete den folgenden Fall einer intelligenten 76jährigen Frau, die einen Herzanfall erlitten hatte:

Ihr Bewusstsein war äußerst klar - keine Beruhigungsmittel, keine halluzinogene Krankengeschichte. Sie war voller Heiterkeit und vertraute darauf, dass sie wieder gesund werden und zu ihrer Tochter zurückkehren würde, die sie zu Hause dringend brauchte. Plötzlich streckte sie die Arme aus, lächelte und rief nach mir: “Können Sie dort nicht auch Charlie (ihren verstorbenen Ehemann) mit offenen Armen sehen? Ich wundere mich, dass ich nicht schon vorher zu ihm zurückgekehrt bin.“ Und indem sie die Vision beschrieb, sagte sie: „Was für ein wunderschöner Ort mit all den Blumen und der Musik. Hören Sie sie nicht? O, Mädchen, seht Ihr denn Charlie nicht?“ Sie sagte, dass er auf sie warten würde. Ich hatte den Eindruck, dass sie tatsächlich ihren Ehemann sah.

Eine 60 Jahre alte Frau aus Pennsylvania hatte einen Herzanfall erlitten, schien aber voller Hoffnung auf eine Genesung zu sein. Sie war wirklich ruhig und ausgeglichen, willig und nicht ängstlich. In einem bestimmten Moment schaute sie an die Decke und sagte: „Ich sehe einen Engel. Er kommt zu mir.“ Danach war sie noch ruhiger und heiterer. Bald wurde sie bewusstlos und starb am nächsten Tag. Vor diesem Ereignis zeigte sie weder für Religion noch für ein Leben nach dem Tod Interesse.

Manchmal ist die Erscheinung für den Patienten eine völlige Überraschung. Ein fünfzigjähriger Mann mit einer Erkrankung der Herzkranzgefäße sah einen Freund, der schon eine ganze Zeit tot war. „Was ist los? Was tust du hier?“ Das waren die letzten Worte, bevor er starb.

Man stellte fest, dass bei Patienten im Endstadium zu 80 % vor allem jenseitsbezogene Erscheinungen wie verstorbene, nahe Verwandte und religiöse Figuren auftraten, die die Aufgabe hatten, den Sterbenden abzuholen.

Jedoch beeinflussen Nationalität und Kultur offenbar die Art der Erscheinungen. Während es in Amerika überwiegend verstorbene Verwandte waren, die die Patienten „abholten“, waren es in Indien meistens religiöse Figuren. Dies könnte damit zusammenhängen, dass die Inder ihre Gottheiten vielfach persönlich und vertraut erlebten, während Amerikaner dazu neigen, das Göttliche als spirituelle, abstrakte Kraft zu deuten.

Bei den religiösen Figuren neigten die Christen dazu, Engel, Jesus oder die Jungfrau Maria zu sehen, wohingegen Hindus gewöhnlich Yama (den Gott des Todes) oder einen seiner Sendboten sahen.

Dass Erscheinungen bloße Projektion von Wunschvorstellungen seien, widerlegen z.B. Fälle aus Indien, wo viele Patienten gar nicht die Absicht hegten zu sterben oder den „Sendboten des Todes“ zu folgen. Diese riefen um Hilfe oder versuchten sich zu verstecken, was vor dem Hintergrund der indischen Myhologie und ihrer unheimlichen Darstellung dieser Sendboten verständlich ist.

In einigen Fällen bestätigte sich dann nicht nur die Todes-Voraussage durch die Erscheinung, sondern stand gar im Gegensatz zur medizinischen Prognose!

Der Glaube an ein Leben nach dem Tod schien die Visionswahrnehmung etwas zu begünstigen. Aus der ASW-Forschung (Außer-Sinnliche Wahrnehmung) weiß man, dass der Glaube an ASW-Phänomene die Fähigkeiten beeinflusst. Diejenigen, die daran glauben, haben im allgemeinen größere Fähigkeiten, und diejenigen, die nicht daran glauben, blockieren oder stören außersinnliche Wahrnehmungen (Schmeidler 1958, Palmer 1971). Daher könnte vermutet werden, dass in ähnlicher Weise der Glaube an ein Leben nach dem Tod die Wahrnehmung anderer, „feinstofflicher“ Realitäten beeinflusst. Nichtsdestotrotz hatten auch nichtgläubige Patienten solche Visionen.

In sehr vielen Fällen wurde von einer Klarwerdung des Bewusstseins nach langem Delirium kurz vor dem Tod berichtet, in der dann die Erscheinungen wahrgenommen werden. Löst sich der Geist vor dem Tode langsam vom Körper, sodass außersinnliche Wahrnehmungen möglich werden? Diese Loslösung würde auch das häufig empfundene Wegfallen der Beschwerden erklären, vielleicht verursacht dadurch, dass der Geist weniger eng mit den körperlichen Vorgängen verbunden ist.

Nach Abschluss der Datenanaylse zu dieser Studie kamen die beiden Forscher zu dem Schluss, dass das Beweismaterial in hohem Maße für ein Leben nach dem Tod spricht. Es kann weder durch medizinische noch durch psychologische oder kulturelle Bedingungen erklärt werden und ermöglicht einen realistischen Glauben an ein Leben nach dem Tod.

Erst während der Erstellung dieser Homepage erfuhr ich, als ich mit meiner Mutter über Sterbebett-Visionen sprach, dass ihr Vater kurz vor seinem Tod "phantasierte". Er sagte angeblich: "Ich sehe schon die Engel". Und als ihre Schwester bei ihm war, versuchte mein Großvater verzweifelt sich aufzusetzen. Sie half ihm, und plötzlich strahlte er glücklich über das ganze Gesicht und schien durch sie hindurchzublicken. Meine Tante war sich sicher, dass er in dem Moment etwas wunderschönes sah.

 Zum Seitenanfang

Impressum | Datenschutzerklärung | Cookie-Richtlinie | Cookie-Einstellungen ändern
Copyright © Margitta Böttcher Internetdienstleistungen, 2005-2024