Das Aus nach 71 Jahren

 

„Eisenwaren-Traditionsgeschäft Max Tiedemann in Wandsbek schließt.“ Sohn Bernd Tiedemann, der das Geschäft bis zuletzt führte, nennt in einem Artikel des Hamburger Abendblattes vom 19. 10. 2004 die Gründe, die ihn zur Aufgabe zwangen.

Hamburg – Wieder verliert Hamburg eines seiner traditionsreichen Fachgeschäfte. Zum Jahresende schließt die Wandsbeker Hausrat- und Eisenwarenhandlung Max Tiedemann nach 71 Jahren ihre Türen. Inhaber und Geschäftsführer Bernd Tiedemann (60) sieht keine Alternative: „Die Konkurrenz durch Baumärkte und Discounter wird immer stärker. Außerdem gibt es leider keinen Nachfolger in der Familie, und auch vom Personal hat sich niemand dazu entschließen können, das Geschäft weiterzuführen.“

Das Ladengeschäft in der Wandsbeker Marktstraße wurde 1933 von Bernd Tiedemanns Vater Max gegründet. Anfangs habe sein Vater, ein gelernter Eisenwarenkaufmann, mit Töpfen und Pfannen, Glas und Porzellan und sogar mit Hufnägeln für Pferde gehandelt. Auch Öfen und Herde gab es bei Max Tiedemann in den ersten Jahrzehnten zu kaufen. „Das war eine ganz schöne Buckelarbeit, wenn die Sachen beim Kunden in die dritte Etage hinaufgetragen werden mußten“, erinnert sich Bernd Tiedemann, der im Jahr 1967 die Geschäfte übernahm.

Auch er verkaufte anfangs neben Eisenwaren und Gartenmöbeln sogar Küchen. Auch Sonderwünsche wurden erfüllt. „Einmal haben wir einem Kunden Rasenmäher in den Hafen gebracht, und von dort wurden sie nach Afrika verschifft“, erzählt Bernd Tiedemann. Doch zuletzt mußte er sein Sortiment verkleinern – von 10 000 auf 5000 Artikel. „Schlösser, Sicherheitstechnik und alles für die Küche – damit haben wir dann unser Geld verdient.“ Zunehmend kämen jetzt Kunden ins Geschäft, um nach Reparaturen oder Ersatzteilen zu fragen, etwa für Bohrmaschinen. Doch damit konnte Tiedemann immer seltener dienen, denn die Vielfalt der Geräte nahm zu. Immer öfter gab es Modellwechsel. Und alle Ersatzteile auf Lager zu haben, das lohnte sich nicht.

„Meist kommen die Kunden nur noch zu uns, wenn sie einen bestimmten Artikel im Baumarkt nicht finden können oder mit der Beratung dort nicht zufrieden sind“, sagt Tiedemann. Gerade ältere Leute seien daher auf einen gut bestückten Hausrat- und Eisenwarenhändler und dessen Erfahrung angewiesen. Doch das Geschäft lohne sich nicht mehr. „Unser Geschäft“, sagt Tiedemann mit Wehmut in der Stimme, „war jetzt das letzte seiner Art zwischen dem Hauptbahnhof und Rahlstedt.“ Vom 4. November bis zum 9. Dezember will er einen Räumungsverkauf durchführen. Dann schließen sich die Türen bei Max Tiedemann für immer.

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